Spezereien und Importwaren
****il:
Joa, bin zwar nicht in der IG 14. Jahrhundert, aber im 14. Jahrhundert waren nördlich der Alpen Nelken, Zimt und Kardamom bestimmt ganz gewöhnliche Gewürze. Und auch im Frankreich des 14. Jahrhunderts kam kiloweise Rindfleisch auf den Tisch. Dazu literweise Met in exotischen Geschmacksrichtungen.
Verzeiht die Ironie, aber bei so verklärten Vorstellungen vom Mittelalter kann ich gelegentlich nicht anders.
Deine Ironie weist leider nur auf mangelndes Wissen über diese Zeit hin.
Gewürzhandel
Es war der Handel mit Düften und Aromen, der die ersten Handelswege der Menschen prägte. Die Lust auf Weihrauch, Myrrhe und auf Gewürze wie Zimt, Pfeffer oder Muskatnuss entfachte die Phantasie genauso wie Kriege. Die Waren wurden seit der Antike über die Landwege der Seiden- und Weihrauchstraße nach Arabien und von dort über den Seeweg in die Mittelmeerländer transportiert. So verband sich ein Warenstrom von China, Indien, Zentralasien mit dem arabischen Raum. Im 12. Jahrhundert waren die wichtigsten Zentren für Duftstoffe und Gewürze die italienischen Städte Venedig, Genua und Amalfi.
Am wertvollsten waren Duftstoffe, wie das Sandelholz (Indien), das kostbare Adlerholz (Vietnam), tierischer Zibet (Äthopien), tierischer Moschus (Tibet und Nepal), Kampfer (China) und die Gewürze Pfeffer (Indien), Zimt (Ceylon), Ingwer (Südostasien), Safran (Orient), Kardamom (Indien), Galgantwurzel (Indien), Muskatnuss (Indonesien) und Gewürznelke (Indonesien). Kostbare Seide, Brokat, Juwelen, Kunstgegenstände und edle geschmiedete Schwerter waren zusätzlich willkomene Tauschobjekte.
Herren- und Bauernspeise
Im Mittelalter wurden die Adligen und der höhere Klerus als „Herren“ bezeichnet, sie verfügten über Land und Leute und erhielten von den Bauern Abgaben. Die Bauern waren von ihnen abhängig und bebauten das Land. Diese ständische Gliederung zeigt sich auch im unterschiedlichen Essen, so gab es Nahrungsmittel, die den Bauern verboten waren, andere galten den Herren als minderwertige Bauernspeise.
Schon das Grundnahrungsmittel Brot unterscheidet also die Stände: die Bauern essen grobes Hafer- und Roggenbrot, die Herren Weißbrot aus feinem Weizenmehl. Als Beilage wird bei den Bauern, die viel weniger Fleisch essen als die Herren, Getreidebrei aus Gerste oder Hafer, seltener Hirse und Dinkel serviert. Am Herrentisch gab es den importierten Reis.
Gemüse fand man bei allen: Rüben und Kohl - vor allem als Sauerkraut haltbar gemacht -, Lauch, Mangold, Spinat, Rettich, Zwiebeln, Kürbisse und Gurken, Fenchel, Salat, Erbsen, Linsen, Bohnen. Was es noch nicht gab, waren Mais, Kartoffeln, Tomaten, die erst nach der Entdeckung Amerikas nach Europa kamen.
Bei den Herren wird häufig Fleisch, Geflügel oder Fisch serviert. Wild findet sich nur auf dem Herrentisch, weil sich der Adel die Jagd vorbehält. Neben Hirschen, Rehen, Wildschweinen, Steinböcken, Gämsen, Hasen wurden auch Dachse, Bären, Eichhörnchen und Igel gejagt, ebenso Federwild: Wachteln, Rebhühner, Fasane, Wildenten, Tauben, Kiebitze, Drosseln, Spatzen, Reiher, Kraniche.
Das Fleisch der Haustiere (Kalb, Rind, Schwein, Schaf und Ziege) machte den Großteil der tierischen Nahrung aus und war nur den Mönchen verboten. Hühner, Enten und Gänse fanden sich in allen Ständen, bei den Herren auch Schwäne und Pfauen. Es gibt sogar ein Rezept für gefüllten Strauß.
Eier waren an Festtagen sehr beliebt, wenn sie auch von ärmeren Bauern eher verkauft wurden, als dass sie auf den eigenen Tisch als Spiegelei oder Vogelheu gebracht wurden. In der Herrenküche wurden Eier zudem oft zum Binden von Pasteten oder Hohlbraten verwendet.
Fische waren eine typische Fastenspeise. Während die Bauern die Fische aßen, die die naheliegenden Gewässer hergaben, waren Edelfische, Aal, Lachs, Hecht Herrenspeise. Um den Bedarf zu sichern, werden seit dem 13. Jh. Karpfen, aber auch Hechte und Forellen gezüchtet.
Milch- und Käsespeisen waren besonders im Alpenraum beliebt. Käse wurde in der gehobenen Küche teilweise als Vor-, teilweise als Nachspeise serviert. Der Zürcher Gelehrte I. W. Stucki weist am Ende des 16. Jh. darauf hin, dass die alten Eidgenossen dem Käse sehr zugetan waren, während viele Deutsche den Käse wegen seines Geruchs ‘Schreck den Gast’ nannten.
Auch bei Früchten gab es Unterschiede. Da bestimmte vor allem der Preis die Auswahl. Einheimische Produkte, Apfel, Birnen, Quitten, Kirschen, Zwetschgen, Pfirsiche, Nüsse, Eicheln, Buchecken, Erdbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Holunder, Hagenbutten und auch Schlehen gab es bei Bauern und Herren. Auf dem Herrentisch waren auch die teuren Importfrüchte, Feigen, Datteln, Zitronen, Pomeranzen und Mandeln zu finden. Besonders die Mandeln bilden eine Grundlage der Herrschaftsküche. Sie werden im Mörser fein zerstoßen und mit Wasser und Wein zu Mandelmilch verarbeitet, in der dann Gemüse, Fisch, Fleisch oder Geflügel gekocht wird.
Zum Würzen wurden heimische Kräuter verwendet. Die Gewürze wie Pfeffer, Zimt, Muskat, Nelken, Kardamon, Ingwer und Safran waren im Mittelalter ein Zeichen der herrschaftlichen Küche, da Importgewürze sehr teuer waren. Viele dieser Gewürze brauchen wir heute meist zu süßen Gebäcken oder Kompotten, in der mittelalterlichen Küche gibt man sie zu Fleisch, Geflügel und Fisch, wie wir es von orientalischen Gerichten kennen.
Gesüßt wurde meist mit Honig, Zucker war zwar seit dem 8. Jh. bekannt, aber bis in die Neuzeit noch ein teures Luxusgut der herrschaftlichen Küche.
Getrunken haben die Herren neben Wasser vor allem Wein, oft als Würzwein, lûtertrank, clâret, und Met, ein gegärtes Honiggetränk. Die Bauern haben auch Milch, Obstsäfte und -weine getrunken.
Quelle: Universität Leipzig