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Mittelalter meets BDSM
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Tafelfreuden im Mittelalter

****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Rinderbraten mit Minzsoße
Was lange währt, wird endlich gut... *puh*

Rinderbraten mit Minzsoße
Das buoch von guoter spîse, Deutschland 1350

  • 750g Rindfleisch
  • 1 geschnittene Zwiebel
  • 1 Eßl Öl
  • Lorbeerblatt
  • 1/2 TL Wacholderbeeren
  • 60ml Balsamessig
  • 250 ml Weißwein
  • 1-2 Scheiben zerzupftes Weißbrot oder 1/2 Milchbrötchen
  • 2 TL Honig
  • 3 EL Minzblätter

Zwiebel klein hacken im Öl glasig dünsten. Aus den Zutaten (außer Fleisch, Honig, Minze und Brot) eine Marinade rühren und aufkochen. Über das Fleisch geben und 2-3 Tage marinieren lassen, dabei 2× täglich wenden.
Fleisch aus der Marinade nehmen, abtrocknen und scharf von allen Seiten anbraten. In einen hitzefesten Topf mit Deckel legen, mit 1 - 2 Gläsern heißem Wasser übergießen und bei niedriger Hitze (125 °C) 4 Stunden lang braten. Jede Stunde umdrehen.
Marinade erhitzen, den Bratenfond und Honig zugeben, mit dem Weißbrot zu einer Soße binden, aufkochen. Die Soße durch feines Sieb passieren. Fein gehackte Minze hinzugeben und vor dem Servieren mindestens 1 Stunde ziehen lassen.
Aufgeschnittenes Fleisch mit der Minzsoße servieren. Ich nahm als Beilage die Rispenhirse, die mit ihrem mildem Geschmack die Minze perfekt zur Geltung kommen lässt.


Ein condimentelin
Nim rintfleisch, als ez erst zv:o kumt, su:edez mot, saltzez wol, nim aschlauch vnd minzen dar zv:o, des krutes nim genu:oc, laz ez wol sieden in eime veisten sode vnd reitz swie du wilt vnd gibz hin.


*koch*
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Mein erstes Kochbuch
Am Anfang dieses Threads habe ich geschrieben:
Ich habe mal einen historischen Krimi gelesen, bei dem im Anhang viele sehr interessante Kochrezepte zu finden waren. Ich versuche das Buch wieder zu finden, bisher leider ohne Erfolg.
Mit Hilfe einer freundlichen Bibliothekarin habe ich das Buch, das mich damals mit seinen Kochrezepten so begeisterte, nun ausfindig gemacht.

Nach der längeren Abwesenheit bin ich wieder da und bald wird es hier auch weiter gehen.
*koch*
Die Trausnitzer Tafel lässt grüßen.
****nna Frau
176 Beiträge
welcome back *g*
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Wurzelgemüse im Biersud
Burg Trausnitz, Landshut, 15. Jahrhundert

Die Kraft der paradiesischen Gewürze vermochte sogar das banalste bäuerliche Gemüse zu adeln. Da störte nicht mal das Armeleutegetränk Bier.

Dies ist eine würzige Beilage für den ersten Weihnachtstag.

Zutaten:
  • 500 g Wurzelgemüse
  • 200 ml Schwarzbier
  • 1 Zimtstange
  • 3-5 Nelken
  • 1 Preise braunen Zucker
  • Salz, Pfeffer, Muskatnuss

Es sieht besonders gut aus, wenn verschiedene Möhren gemischt werden. Leider habe ich keine bunten Möhren bekommen.

Das Gemüse schälen, klein schneiden, in einen Topf geben. Restlichen Zutaten hinzufügen und 20 Minuten zugedeckt köcheln lassen. Danach noch 10 Minuten ohne Deckel weiter köcheln lassen, um das Bier zu reduzieren.

Zimt und Nelken entfernen, als Beilage servieren. (Das Bild gibt es morgen mit dem Hauptgang.)

Schmeckt auch lauwarm zu einer Brotzeit mit Brezel und Obatzder oder dunklem Brot und Liptauer Käse.
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Speirer Gwerzbiren
Speyer, 16./17. Jh.

2 l dunkles Bier (im Originalrezept wird Dunkelbock verwendet)
800 g brauner Zucker¹
0,5 Vanilleschote
1 TL Speirer Gwerz²
Schale von einer halben Zitrone
250 ml Korn
100 ml Wasser

Alle Zutaten miteinander vermischen, etwa 1 Stunde ziehen lassen. Dieses einst sehr beliebte Getränk ist sofort trinkfertig und braucht keine weitere Reifezeit – kann kalt oder heiß (nicht kochen!) getrunken werden.

Tipp:
Ruhig mal weitere Biersorten ausprobieren und statt Vanille und Zitrone je nach Geschmack auch andere Kräuter hinzugeben.


¹ Vielleicht ist es ein Druck- oder Übertragungsfehler - es würde wohl etwas sirupartig schmecken - aber ich habe in einem anderen Rezept ebenso 400 g Zucker auf eine Flasche Rotwein gefunden.

² Wer sich für die Gewürzvariation des Nachtwächters interessiert, kann sich diese frisch gemahlen und gemischt am Gewürzstand auf dem Speyerer Weihnachtsmarkt oder das restliche Jahr über wie einst auf dem samstäglichen Wochenmarkt auf dem Königsplatz besorgen.

****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Speirer Gwerz
Das Neunerlei ist das traditionelle Speirer Gwerz.

Früher hatte jede Stadt ein eigenes Lebkuchengewürz, bis Nürnberg den Monopolkrieg gewonnen hat und andere Städte ihre Mischungen nicht mehr verkauft werden durften. Heutzutage haben Stadthistoriker die alten Rezepte wiederentdeckt.

Hintergrund dieser Gewürzmischung ist die Symbolik, dass neun Gewürze für ein vollendetes Lobpreis Gottes stehen. Damit soll einerseits auf die Trinität, anderseits auf die drei Elemente Erde, Luft und Wasser sowie auf die Dreiheit Erde, Himmel und Hölle verwiesen werden. Die neun Gewürze sind:
  • Piment (Nelkenpfeffer)
  • Zimt
  • Ingwer
  • Anis
  • Koriander
  • Kardamon
  • Muskat
  • Nelken
  • Fenchel


Das Neunerlei ist vielseitig und kann nicht nur für Lebkuchen, sondern ebenso für Rotkraut, Met, Gewürzbier, Glühwein und andere Speisen und Getränke verwendet werden.
********aine Paar
3.210 Beiträge
Kostbar, kostbar...
... und keine Armeleutegewürze!

Den braunen (Rohr-)Zucker kann man durch dunklen Honig ersetzen. In der Bauernküche tun es auch Beifuß, Thymian, wilder Oregano, Wasserdost!

Wenn es authentischer sein soll!

Aber egal...: Frohe Weihnachten!
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Mal groß, mal klein...
********aine:
keine Armeleutegewürze! (...)
In der Bauernküche tun es auch Beifuß, Thymian, wilder Oregano, Wasserdost!
Nun das Rezept kommt aus der Küche der Burg Trausnitz.
Heimische Kräuter und Gewürze wurden bereits bei anderen Rezepten und allgemeinen Infos angesprochen; z. B.
Mittelalterfans: Tafelfreuden im Mittelalter

********aine:
Den braunen (Rohr-)Zucker kann man durch dunklen Honig ersetzen.
Der braune Zucker ist kein Rohrzucker, sondern ein Rohzucker, ein nicht gereinigtes, melassehaltiges Halbfertigprodukt. In Europa wurde und wird der Zucker vorwiegend aus Zuckerrüben gewonnen und nicht aus Zuckerrohr (Rohrzucker).

In den hier gesammelten Rezepten wurde öfter der dunkle Waldhonig verwendet wegen seinem besonders intensiven Aroma als auch seiner Ähnlichkeit zum Honig im Mittelalter.

********aine:
Wenn es authentischer sein soll!
Die Rezepte hier sind authentisch. Dies war eben der Grundgedanke für diesen Thread.
********aine Paar
3.210 Beiträge
Moin!
Das die Gewürze in den Küchen der hohen Herren verwendet wurden - wenn der Adel nicht gerade verarmt, aber trotzden hoch war - ist völlig unbestritten. Sicherlich konnten auch die Pfeffersäcke, also die reichen Kaufleute oder das in den Städten entstandene, wohlhabende Bürgertum sich solch kostbaren Gewürze leisten.

Bauern eher nur in Form von Lebkuchen, Printen, Gewürzspekulatius, Dauerbroten/Früchtebroten, die teuer auf den Märkten zu erstehen waren. Da waren die Gewürze dann auch drin! Festtagsleckereien halt, Essen, wie bei Hofe! Bäuerlicher Alltag war das nicht!

Zuckergewinnung aus Zuckerrohr ist viele Jahrhunderte älter, als die aus Rüben.

Man kann aus der gemeinen Rübe/Futterrübe Zucker durch Verkochen gewonnen. Das ist mühsam und energieaufwändig, weil diese Rübensorten wenig Zucker enthalten. Die Unterscheidung Futterrüben, Zuckerrüben und die Züchtung hoch Zucker haltiger Rübensorten ist eine Entwicklung während und nach der Napoleonischen Aera, als durch die Kontinentalsperre kein oder wenig Rohrzucker erhältlich war.

Rohrzucker kommt aus dem östlich asiatischen Raum und wird seit dem 8. Jahrh. vor Christus kultiviert. Besonders die gerade aus der Mode seienden Araber haben dies intensiv betrieben. Die Christenheit kam mit Rohrzucker und den daraus herzustellenden Leckereien einerseits durch die Kreuzzüge und andererseits im maurisch/muslimischen Spanien in Kontakt. Den Arabern gelang es, Zuckerrohr sogar in Mittelspanien zu kultivieren!

So oder so werden die Zucker der Herrschaften und Kaufleute Rohrzucker oder Zuckerrübensirup gewesen sein. Edel und als Sirup besonders gut zu lagern. Und schmeckt in vielerlei Gebäck und Soßen zB viel besser, als gebleichter, weisser Zucker.

Honig gab es in vielerlei Sorten sowohl auf den Speiseplänen der Reichen, als auch in den Dörfern. Das war das regionale, einheimische Erzeugnis der dortigen Bienenhaltung auch diesseits der Alpen!

Vanille ist erst seit der Eroberung und Plünderung Mexikos durch die Spanier Europäern bekannt - also nach ca 1519. Das ist dann schon recht spätes Mittelalter. Auf die Ausfuhr von Vanillepflanzen aus Mexiko stand ursprünglich die Todesstrafe. Die Kolonisatoren hielten sich nicht dran - die Renditeerwartungen der Vanillegewinnung waren das Risiko wert - und so wurden in der Folge Vanille auch von Holländern, Franzosen (Bourbon-Vanille) und anderen Kolonialherren in ihren Kolonien im asialischen und teils auch im afrikanischen Gebieten angebaut.

Soweit der historische Kontext der hauptsächlich verwendeten Süßstoffe unserer Vorfahren, egal ob Bauer oder Edelmann!

Weiterhin süße, frohe Weihnachtstage!
********aine Paar
3.210 Beiträge
Afterburner:
So oder so... tolle Rezepte!

Danke!
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Historische Grundlagen
********aine:
Das die Gewürze in den Küchen der hohen Herren verwendet wurden - wenn der Adel nicht gerade verarmt, aber trotzden hoch war - ist völlig unbestritten. Sicherlich konnten auch die Pfeffersäcke, also die reichen Kaufleute oder das in den Städten entstandene, wohlhabende Bürgertum sich solch kostbaren Gewürze leisten.

Dies bestreitet hier auch niemand. Gerade am Anfang des Threads gibt es mehrere Beiträge zum Hintergrundwissen, z. B.
Mittelalterfans: Tafelfreuden im Mittelalter
Aber auch bei den Rezepten finden sich hin und wieder weitere Erklärungen.

Warum es hier besonders Speisen und Getränke mit vielen nicht-europäischen Gewürzen gibt, ist meiner Begeisterung für die Vielfalt und Fantasie, die damals in den Küchen herrschte - im Vergleich zum profanen Salz und Pfeffer 500 Jahre später.

Im Mittelalter waren auch mehr Getreidearten bekannt als heutzutage. Ein Kräutergarten neben dem Haus war selbstverständlich, sowohl für die Küche als auch für die Heilkunde. Viele der heimischen Kräuter und Gewürze sind heute kaum noch bekannt oder werden gerade wieder entdeckt.
Ein gutes Beispiel dafür ist das Rezept für den Getreidebrei, ein Grundnahrungsmittel des Mittelalters:
Mittelalterfans: Tafelfreuden im Mittelalter
"... man nehme die sorgfältig gereinigten und getrockneten Samenkörner von Emmer, Spelz, Wollgras, Gänsefuß, Ranunkel, Raigras, Sinau, Schwarzem Nachtschatten, Schafgarbe, Kamille, Wiesenpippau, Huflattich, Windenknöterich und Hundskamille, vermenge sie mit Leinsamen, Roggen-, Hirse- und Gerstenkörner, lasse das Ganze in 1 Liter kaltem Wasser quellen und anschließend bei schwacher Hitze 1 Stunde kochen."

Selbst die allseits bekannte Hildegard von Bingen (12. Jahrhundert) hat in ihrer Küche vor allem drei heute fast unbekannte Gewürzpflanzen verwendet, nämlich:
Bertram, Galgant, Quendel
Warum ich das erwähnte? Nun das heutige Hauptgericht stammt aus der Küche der Hildegard von Bingen. Aber dazu später mehr.
********aine Paar
3.210 Beiträge
Mit einem Lächeln...
Zu dem schnöden- öden Salz würden Dir Städte wie Lüneburg aber was erzählen! Und Pfeffer... Na ja! Wer kennt schon mehr, als weissen und schwarzen Standard gemahlen, grünen eingelegt und roten, der meistens gar kein Pfeffer ist!

Nein, keine Kritik, kein Gegensatz! Ergänzungen und etwas andere Sichtweisen...

Das wird früher so wie heute gewesen sein! Gerade Baden-Württemberg pflegt eine ganz andere, feinere Küche mit französischen und anderen, südländischen Einflüssen. Alleine um die Salat- und Obstkultur beneiden wir den Süden glühend!

Bayern ist sui generis aber auch Wein- und Sekterzeugung in BW sind ja etwas anderes, als Wein- und Sekterzeugung in MeckPom! Ja, ja - die gab es viel im Mittelalter und gibt es wieder seit der Wende. MeckPom ist das nördlichste, staatlich anerkannte Anbaugebiet Deutschlands und nach 20 Jahren experimentieren kommen mittlerweile Weine dabei heraus, die sehr gut trinkbar sind - nicht nur als Gurkensud! Dem Klimawandel sei ein Dank...

Nördlichster Rebenanbau findet auf Sylt statt. Ob da mehr als Essig bei rumkommt, kann ich nicht sagen.

Ansonsten haben BW und MeckPom mittlerweile die meisten Sterneköche und -restaurants. Sehr viele unserer Köche haben Wurzeln in Baden und Württemberg. Gut so - unserer exzellenten Landküche tut das gut! Und in keinem Bundesland wird mehr Bio erzeugt, als in Nordooost!

Jetzt freue ich mich auf Dein Weihnachtsrezept! Es grüßt der einfache Bauer aus Nordooost die hochwohllöbliche Küchendame aus Südwest!
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Rindfleisch mit Edelkastanien
Quelle: Hildegard von Bingen, 12. Jahrhundert

  • 750 g Rindfleisch gewürfelt
  • 2 Zwiebeln
  • Sonnenblumenöl

Gewürze:
  • Bertram
  • Galgant
  • Ysop
  • Beifuß
  • Quendel
  • Salbei

  • Salz
  • 1 Glas Wein und Wasser
  • 1-3 Eßl. Dinkelmehl
  • 500 g Esskastanien
  • Sahne

Die Zutaten

Das Rindfleisch mit den Gewürzen und dem Salz einreiben und leicht mit dem Mehl bestäuben. Öl im Topf erhitzen, Fleisch darin anbraten. Dann Fleisch herausnehmen, beiseite stellen. Klein gehackte Zwiebeln in dem Topf anbraten, mit Wein ablöschen. Fleisch wieder in den Topf geben. Alles etwa 1 Stunde bei geringer Hitze schmoren, gelegentlich etwas Wasser dazu gießen.

In der Zwischenzeit Kastanien schälen, in Salzwasser etwa 20 Minuten weich kochen. Die Kastanien zum Fleisch geben und weitere 20 Minuten schmoren. Bei Bedarf noch Wasser zufügen. Soße mit Sahne binden und mit Dinkelnudeln , frischem Salat oder Gemüse reichen.

Das Weihnachtsmenü: Rindfleisch mit Kastanien, Wurzelgemüse im Biersud und Dinkelvollkornnudeln

Guten Appetit

*koch*
********aine Paar
3.210 Beiträge
Lecker!
Einfach lecker... schon vom Ansehen!
****02 Paar
22.770 Beiträge
Gruppen-Mod 
Mich hat es auf jeden Fall angeregt, mal wieder in meine Kräuterbücher zu schauen. *les*
Demnächst dann von mir an dieser Stelle zu diesem Thema mehr *tipp*

Da zu diesem Beitrag eine Nachfrage kam.....es tut mir leid, aber das wird auch in der nächsten Zeit nichts. Ich muss Euch leider weiterhin vertrösten.

Sollte Interesse an mittelalterlicher Kräuterkunde bestehen, eröffnet gerne einen eigenen Thread zum Thema *g*

Liebe Grüße,
Natascha für die Mods
*******gerX Mann
521 Beiträge
Essen und Heilung
Essen nährt und kann in der richtigen Zusammenstellung auch heilen. Hildegard von Bingen hat darüber ausführlich berichtet, aber auch die ayuvedische Küche ist voll davon, 5 Elemente-Ernährung …. . Die Mehrheit ernährt sich heute sicher katastrophal. Woher sonst kämen sonst die ganzen Zivilisationserkrankungen. Gut nicht alle, aber doch eine ganze Menge.
Unsere Vorfahren hatten zwar nicht das Angebot welches wir heute haben, dafür hatten sie wesentlich schmackhaftere Varianten, mit mehr Vitaminen ausgestattete/s Gemüse, Früchte und auch Kräuter. Daher benötigen wir heute sicher mehr von den einzelnen Kräutern als damals um einen ähnlichen Geschmack zu erzielen.
Viel unseres Wissens ist auch verloren gegangen, da die wissenden der Hexerei bezichtigt wurden und die Kräuterweiberl durch Billiggewürze aus dem Supermarkt verdrängt wurden.
So langsam setzen sich frische Kräuter wieder durch und am Markt erleben sie eine Renaissance.
Gerade jetzt zur Erkältungszeit sind sie wieder gefragt. Kräutertees mit Huflattich, Thymian, Salbei, Schlüsselblume... helfen Husten bekämpfen. Ebenso wie gesüßter Zwiebelsaft. Diese Kräuter passen auch wunderbar zu Fleischgerichten und lassen sich ideal mit Trockenfrüchten verfeinern. Dazu passen auch wie schon vor Jahrhunderten Nüsse. Fleisch wurde, da das Wasser in Orten i.d.R. nicht zu gebrauchen war (die Kanäle durch die Orte waren nichts anderes als eine offene Kanalisation), gerne mit Bier (für die einfacheren Leute) oder wer es sich leisten konnte mit Wein gesiedet. Das offene Feuer hatte oft nicht die heißesten Temperaturen hervorgebracht, dafür gab es mehr Zeit. Heute entdecken wir die wieder und schaffen so saftigeres Fleisch auf den Teller.

Für alte Rezepte finden wir die Zutaten heute auch in der freien Natur. Ob Brennessel, Löwenzahn, Rauke oder Klee. Diese empfinden wir heute eher als Tierfutter oder kaufen Sie teuer bei Marktständen. Bärlauch ist wieder in Mode gekommen und jedes Frühjahr an vielen Flussläufen frisch und kostenlos zu erhalten. Als Pesto ob mit Tannenzapfensamen ( sehr mühsam ) oder Pinienkernen ( aber auch mit geschälten Mandeln ).

Merke gerade, wird langsam wirr. Meine Aussage: Lasst eure Phantasie spielen, wie auch schon die Menschen vor Jahrhunderten, vermeidet Dogmen und nutzt was euch in die Quere kommt und schmeckt. Traut euch mal in der Natur das ein oder andere Kraut mit nach Hause zu nehmen und in Salate oder Fleischgericht einzuarbeiten. Nicht alles wird gelingen, nicht alles wird schmecken. Aber die Erfahrung wird nicht vergessen. Der Geschmack geschärft und das Erlebnis bereichernd. Es reicht ja sich pro Saison zwei oder drei Kräuter auszusuchen. Dazu gibt es genügend Bücher und Internetbeschreibungen, sollt euch schließlich nicht vergiften.

Er hat sich verwirklicht *zwinker*
*******rBW Mann
14.149 Beiträge
*********hdrei:
Essen und Heilung

Klar, da gibt es vieles, angefangen vom einfachen Butterbrot mit rohem Knobllauch, Zwiebeln, im Frühling frischen Bärlauchblätter, Salat mit verschiedenen Kräutern drin, z.B. Petersilie hilft beim verdauen uvm.

WandererBW
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Kräutergarten und Spezereien
****02:
Sollte Interesse an mittelalterlicher Kräuterkunde bestehen, eröffnet gerne einen eigenen Thread zum Thema *g*

Liebe Grüße,
Natascha für die Mods

So geschehen hier:
Kräutergarten und Spezereien

*huhu*
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Cormary - Schweinefleisch im Wurzwein
Cormarye
Take colyaundre, caraway smale grounden, powdour of peper and garlec ygrounde, in rede wyne; medle alle þise togyder and salt it. Take loynes of pork rawe and fle of the skyn, and pryk it wel with a knyf, and lay it in the sawse. Roost it whan þou wilt, & kepe þat þat falleth þerfro in the rostyng and seeþ it in a possynet with faire broth, & serue it forth wiþ the roost anoon.
(Quelle: Forme of Cury, England 1390)

Forme of Cury, England 1390 (als Teil des Curye on Inglysch, England 1780)

  • 1 Schweinebraten von 1,5 kg oder 0,5 Schweinelende
  • 250 ml guter Rotwein
  • 100 ml Bouillon
  • 4 schöne Knoblauchzehen, gehackt
  • 1 TL gemahlener Koriander
  • 1 TL gemahlener Kreuzkümmel
  • 0,5 TL gemahlener Pfeffer
  • Salz

Zutaten für die Marinade

Eine Marinade zubereiten, in dem man den Wein, den Knoblauch, den Koriander, den Kümmel und den Pfeffer mischt. Das Fleisch (bei mir ist es wie immer Pute statt Schwein, die es damals in Europa noch nicht gab) mit einer Gabel oder einem Messer einstechen; salzen. Den Braten in die Marinade legen (man kann ihn mehrere Stunden oder sogar eine ganze Nacht marinieren).

Im Ofen ~1,5 Stunden braten, dabei häufig mit der Marinade übergießen.

Das Fleisch aus der Sauce nehmen, wenn es gar ist, und warm halten. Den Bratensaft erhitzen, die Bouillon zugeben, mit Brotkrumen eindicken, passieren. Aufkochen lassen und mit dem Fleisch servieren.

Das Sylvestermenü: Cormary mit Apfel-Karotten-Gemüse und Rispenhirse

*feuerwerk*
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Apfel-Karotten-Gemüse
Karotten schälen, in Scheiben schneiden, in Butter 10 Minuten dünsten.
In der Zeit Äpfel schälen, vierteln und in Scheiben schneiden, zu den Karotten geben und weitere 5 Minuten dünsten. (Passend zum Braten) Mit Koriander, Kreuzkümmel, Pfeffer und Salz abschmecken. Mit einem Schuss Rotwein ablöschen, aufkochen und heiß servieren.
Apfel-Karotten-Gemüse
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Hypokras
******dia:
Der Hypocras oder Ypocras, in anderen Schreibweisen auch hipocras, hippocrass, ypocrasse, hyppocras, ipocras oder ippocras, war ein mit Honig, später auch mit Zucker, stark gesüßter roter Gewürzwein, dem man im Mittelalter medizinische Eigenschaften zuschrieb. Das Getränk war wegen der damals sehr teuren Gewürze nur an den Höfen von Königen und reichen Adligen üblich. Die weiße Sorte des Hypocras heißt in sächsischen Wein- und Winzerbüchern Claret.

Da von dem guten Rotwein genug übrig blieb, gibt es dazu den Hipokras. Es gibt so viele Rezepte, wie es Köche gibt. Außer den Gewürzen fügt man gerne Orangenblüten- oder Rosenwasser hinzu, aber auch Kräuter wie Salbei gibt es in einigen Rezepten. Die Gewürze werden zusammen mit dem Zucker in einem Mulltuch in den Wein gegeben und sollen mindestens 3 Stunden ziehen. Danach den Wein langsam erhitzen, nicht kochen!

Lasst eurer Phantasie einen freien Lauf und kreiert euren eigenen Hypokras. *wein*

Der heute noch in Basel beliebte Hypokras wird aus verschiedenen Rot- und Weißweinsorten, Zucker, Zitronenschale sowie den Gewürzen Zimt, Nelken, Muskat, Ingwer, Koriander und Kardamom hergestellt. Erstmals erwähnt wird dieser Hypokras bereits im Mittelalter. 1523 gestattete der Grosse Rat von Basel den Handel mit diesem süßen Wein.
Getrunken wird er in der Stunde vor und nach dem Jahreswechsel, üblich werden dazu Basler Läckerli serviert.
Basler Läckerli vom Läckerli Huus
(Danke an die liebe Freundin, die mich jedes Jahr mit den Leckereien versorgt.)
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Egurdouce vom Fisch
Egardusye of Fysshe
Tak Lucys or Tenches and hack them small in gobbets and fry them in oil de olive and seeth nym vinegar and the third part of sugar and minced onions small and boil altogether and cast therein cloves, maces, & quibibs and serve it forth.
(Quelle: Forme of Cury, England 1390)



  • 750g Hecht oder anderer fester, weißer Fisch, in Teile geschnitten
  • 2 EL Mehl
  • 4 EL Olivenöl
  • 125ml Honig
  • 175ml Essig
  • 1 kleine Zwiebel, gehackt
  • 3 Nelken
  • 0,5 TL Macis (Muskatblüte)
  • 0,5 TL Kubeben-Pfeffer

Die Zutaten für Egurdouce

Fisch, heute Seelachs, mit Mehl bestäuben. Im Olivenöl anbraten, bis er knusprig und hellbraun ist. In einen Topf geben, mit Honig, Essig, Zwiebel, Nelken, Macis und Pfeffer bedecken. Simmern lassen, bis der Fisch gar ist.
Egurdouce simmern lassen.

Über gekochtem Reis anrichten.
Egurdouce auf Wild-Naturreis mit Kürbis im Biersud

Enjoy!
*koch*



################################################

In der Zwischenzeit habe ich Kürbis mit Nürnberger Christkindlesmarkt-Bier nach dem Rezept für Wurzelgemüse im Biersud für die Beilage zubereitet.
Zutaten für Kürbis im Biersud

Aus dem restlichen Bier wurde heißes Gewürzbier.



Später fand ich eine andere Variante von Egurdouce, ganz nach meinem Geschmack. *schleck*
Take Loches oþer Tenches oþer Solys smyte hem on pecys. fry hem in oyle. take half wyne half vynegur and honey & make a siryp. do þerto onyouns icorue raisouns coraunce. and grete raysouns. do þerto hole spices. gode powdours and salt. messe þe fyssh & lay þe sewe aboue and serue forth.
(Quelle: Forme of Cury, England 1390)

****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Wintergrün
Cabbages be of five sorts; the best are those that have been touched with frost and they are tender and soon cooked; and in frosty weather they must not be parboiled, but in rainy weather they must. White cabbages come at the end of August. Cabbage hearts at the end of the grape harvest. And when the heart of the cabbage, which is in the midst, is plucked off, you pull up the stump of the cabbage and replant it in fresh earth, and there will come forth from it big spreading leaves; and the cabbage takes a great deal of room and these cabbage hearts be called Roman cabbages and they be eaten in winter; and when the stumps be replanted, there grow out of them little cabbages which be called sprouts and which be eaten with raw herbs in vinegar; and if you have plenty, they are good with the outer leaves removed and then washed in warm water and cooked whole in a little water; and then when they are cooked add salt and oil and serve them very thick, without water, and put olive oil over them in Lent.
(Quelle: Le Ménagier de Paris, 1395)


Rosenkohl war bis ins 17. Jahrhundert außerhalb Belgiens oder Nordfrankreichs kaum bekannt. Das Originalrezept ist für frisch gekeimte Kohlherzen, die auf unseren modernen Märkten schwer zu finden sind. Rosenkohl ist ein guter Ersatz für die heutige Küche.

Die Fastenvariante:
Rosenkohl in wenig Wasser gar kochen. Eventuell überschüssiges Wasser abgießen. Mit Olivenöl übergießen, salzen und auftragen.

Reiche Kost:
Rosenkohl 2 min blanchieren, mit kaltem Wasser abschrecken und gut abtropfen. Im zerlassenen Bauchspeck etwa 10 min nicht zu weich dünsten. Mit Salz, Pfeffer, Muskat würzen, mit Kräutern (Estragon, Thymian, Bohnenkraut) bestreuen und auftragen.
Wintergrün mit Bauchspeck und Walnüssen
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Themenersteller 
Herzhafte Rindfleischsuppe mit Kräutern
Rindfleisch mitte Kräuter gesotten
Quelle: Wie man eyn teutsches Mannsbild bey Kräfften hält, Fahrenkamp


  • 750 g Rindfleisch
  • 250 g Suppenknochen
  • 1 Zwiebel
  • 1 Bund Suppengrün
  • 6 Pimentkörner
  • 1 Lorbeerblatt
  • 2 l Wasser
  • Salz, Pfeffer
  • 50 g Butter
  • 2 Zweige Thymian
  • 2 Stängel Oregano
  • 50 g Flädlein-Nudeln
  • 8 El gehackte Kräuter (Löwenzahn, Brennessel, Kerbel, Sauerampfer u.a.)
  • 8 El gehackte Petersilie

Die Zutaten für Rindfleischsuppe mit Kräutern

Das grob zerkleinerte Fleisch, die Knochen, mit der Haut geviertelte Zwiebel (gibt der Suppe eine schöne Farbe) und das geputzte, grob geschnittene Suppengrün mit kaltem Wasser aufgießen, langsam aufkochen, gut abschäumen und etwa 3 Stunden zugedeckt köcheln lassen.

Die gehackten Kräutern und die Nudeln dazu geben, zugedeckt weitere 20 Minuten bei milder Hitze ziehen lassen.

Das Fleisch, die Knochen und das Gemüse herausnehmen. Das Fleisch und das Gemüse in kleine Stücke schneiden und wieder in die Suppe geben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken, anrichten und mit gehackter Petersilie bestreut servieren.

Dazu passen am besten ofenfrische "Würtzig fladen von steynbrodt" oder die leckeren, in Butter gebratenen "Probstsemel" (ein anders Mal).
*zwinker*

Rindfleisch mitte Kräuter gesotten mit Steynbrodt

********aine Paar
3.210 Beiträge
Wow!!!
Sowas von legga!!!
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