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Sodele^^ - der Dialog spitzt sich zu (ein bischen). Some deep minded shit incoming :- D
Entsprechend ein etwas größeres Stück dieses mal - den Dialog noch mehr auseinanderzupflücken wäre doof
Im Übrigen würde mich interessieren, was ihr von dem damit noch etwas näher angerissenen Szenario mit und um "Gott" so haltet.
Selbstverständlich sind das bisher nur der Anfang und nur die ersten "Info-Happen" bezüglich der Beweggründe Galtis' und dem Event der "Abkehr", das dort offenbar vor einigen Jahren stattfand und verheerenden Folgen in der Welt hatte...
...much more to come.
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...
Leubericus antwortete nicht und der Fremde erwartete keine. Stattdessen ballte er die erhobene Hand zur Faust, starrte dem alten Mann fast inbrünstig in die trüben Augen.
»Gott kam nicht zurück in diese Kirche! Er kam in kein einziges seiner Häuser zurück, in denen ich auf ihn wartete. Ich und viele andere! Der eine gläubiger als der andere verausgabten sie sich in ihren Anrufungen, ihren Opfern, oft bis aufs Blut. Irgendwann, Vater, irgendwann wurde mir jedoch klar: Wieso sollte Gott zu uns Gläubigen zurückkehren, die wir uns nach ihm verzehren, doch letztlich genauso handeln wie zuvor? Wieso? Und in diese Erde der Erkenntnis, Vater, da pflanzte ich meinen Samen der Hoffnung!«
Leubericus spie ins Feuer, schüttelte grimmig den Kopf.
»Hoffnung… Ihr sprecht von Hoffnung Herr Silawald? Was glaubt ihr denn, haben wir getan? Hier in diesem Kloster und dort oben auf dem Berg? All die Jahre… Was glaubt Ihr von den Pfaden des Herrn zu verstehen?!«
»Ich verstehe gar nichts, Vater. Einzig, warum Ihr noch hier seid, in dieser Einöde. Und warum Ihr noch immer über diese Stätte dort oben wacht, den Schlüssel verwahrt!
ICH weiß nicht, wer Schuld hat, Vater. Vielleicht ging Gott einfach so? War er uns leid? Oder war es gar die Kirche selbst, die ihn vertrieb? Ich weiß es nicht und ich verstehe es nicht, Vater, ich bin kein Mann der Kirche. Ich bin nur ein einfacher Pilger und ich glaube, dass Ihr und dieses Kloster aus demselben Grund hier ausharrt, aus welchem ich mich auf die Suche gemacht habe, weshalb ich in der Kathedrale von Virimar aufstand und nach draußen ging! Nicht vor Grahm gebeugt, nein. Mit Zuversicht, hoch aufgerichtet!« Er zeigte auf der alten Mann und seine Stimme wurde eindringlicher. »Die Hoffnung auf ein Morgengrauen am Ende dieser Reise durch die Dunkelheit, die uns nunmehr 34 Jahre gefangen hält. Die Hoffnung, Gott eines Tages wieder zu finden!«
Leubericus sprang auf, heftig gestikulierend.
»NARR! Gott ist fort! Jahrelang beteten wir Nacht für Nacht, baten Tag für Tag, BETTELTEN wir um seine Rückkehr! Stunde um Stunde opferten wir, lasen wir die Heilige Schrift, erflehten wir ein Zeichen, eine Weisung, was zu tun sei; stets im Schatten der Geißel unserer Verfehlungen, die wir nicht wahrhaben wollten, wir nicht finden und nicht büßen konnten! Jahrelang habe ich mir den Kopf zerbrochen, was wir falsch gemacht haben! Erzählt IHR mir nichts von Hoffnung! Wir hofften, oh ja, wir hofften, Fremder!«
Die Spannung wich aus seinem Körper, so rasch wie sie gekommen war und kraftlos sank der alte Mann zurück auf seinen Stuhl. Ermattet schüttelte er den Kopf. »Jahrelang sah ich zu, wie heilige Männer dort oben zerbrachen, zu Füßen des granitenen Fundaments unseres Glaubens. Wie sie von Gott verlassen, verzweifelt in die Einöde verschwanden oder sich hier im Stall erhängten. Jahrelang sah ich zu, wie die ehrenhaftesten Ritter und zweifelhaftesten Halunken jeden Stein dort oben umdrehten. Und wie sie mit leeren Händen und dunklen Gedanken enttäuscht zurück zu uns kamen. Jahrelang sah ich zu, wie sie unsere Brüder erschlugen und unsere Schwestern schändeten, wenn wir uns ihrer annehmen wollten, doch kaum Trost zu spenden vermochten.
Jahrelang öffnete ich ihnen bereitwillig die eiserne Pforte, die dort oben in den Berg hinab führt. Und mit Freuden begann ich eines Tages, sie hinter ihnen ins Schloss zu werfen, das Pack in unserer Nächstenliebe dort unten elendig verrecken zu lassen! Dort unten wo nichts mehr ist denn kalter Fels und geheiligte Kadaver, längst zu Staub zerfallen...«
Verbittert verstummte der alte Mann. Eine einzelne Träne glitzerte im Flammenschein.
»Was wollt ihr nur dort oben, Fremder… Dort ist nichts mehr. Kein Gott. Nur der Tod.«
Mühsam erhob er sich. Zitternd griff er unter sein Gewand und zog einen schweren Eisenschlüssel hervor, der an einer Kette klirrte. Mit einem dumpfen Laut legte er ihn hart auf die hölzerne Tischplatte. Mit den Fingerspitzen strich er über den vielgezackten, rostigen Bart.
»Vor Jahren hörten sie dann auf, zu kommen… Nehmt ihn. Nehmt ihn mit, Fremder. Es ist mir gleich.« Langsam ging er zum Ausgang, halb in die Dunkelheit getaucht. »Einer der Brüder wird euch Eure Unterkunft zeigen. Bleibt solange Ihr wollt.«
Die Tür hinter Leubericus fiel klappernd ins Schloss.